Herz-Jesu-Kirche – Wikipedia
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Die katholische Herz-Jesu-Kirche (umgangssprachlich: Frankenberger Dom[1] oder Öcher Sacre Coeur [2]) wurde 1908 bis 1910 als neoromanische Werksteinbasilika nach Entwurf des Architekten Josef Kleesattel imFrankenberger Viertel im Aachener Stadtteil Burtscheid errichtet. Das Mosaik über dem Altar ist nach dem imAachener Dom das zweitgrößte im Bistum Aachen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit dem Ausbau des Frankenberger Viertels im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wuchs der Bedarf nach einer eigenen Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft. Am 23. April 1899 wurde auf Betreiben des Oberpfarrers der Pfarrei St. Michael, Hubert Emanuel Baurs, ein Kirchenbauverein für das Rektorat Herz Jesu gegründet.[3] DieGrundsteinlegung erfolgte am 11. November 1908 in Anwesenheit des Kölner Kardinals Anton Fischer. Um den Bau der Kirche trotz noch ungeklärter Finanzierung realisieren zu können, sah Kleesattel die Errichtung des Gebäudes in drei Bauabschnitten vor. Der letzte Bauabschnitt, eine Erweiterung der Kirche nach Westen um zweiJoche und der Bau des Westturms, wurde jedoch nicht mehr durchgeführt.
Die Weihe der im Stil der rheinischen Romanik[4] errichteten Rektoratskirche wurde am 5. Juni 1910 ebenfalls durch Kardinal Anton Fischer vorgenommen.[5] In die Altarplatte des Hochaltars wurden die Reliquien des heiligen Agilolfus, des heiligen Gereon und der heiligen Ursula eingelassen. Die Erhebung zur Pfarre wurde am 9. Juni 1912 gefeiert.[6] Als erster Rektor wurde Wilhelm Diersdorf am 17. Juni 1912 in sein Amt eingeführt.[7]
In der Pfarrgemeinde Herz Jesu wurde 1912 der katholische Jünglingsverein, Vorläufer der späteren DJKFrankenberg, gegründet.[8]
Während des Ersten Weltkrieges wurden die meisten Bronzeglocken der Aachener Kirchen eingeschmolzen. Am 4. April 1917 mussten auch die kleineren Kirchenglocken von Herz Jesu abgeliefert werden.[9] Sie konnten erst 1928 ersetzt werden. Am 6. Oktober 1927 erfolgte die Ernennung von Friedrich Fischer, dem Neffen von Kardinal Anton Fischer, zum Pfarrer der Kirchengemeinde Herz Jesu.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Luftangriffe und Artilleriefeuer schwer beschädigt und teilweise zerstört. Während des Großangriffs auf Aachen in der Nacht vom 13. zum 14. Juli 1943 wurden die Sakristei, das Pfarrheim und das Pfarrhaus von Brandbomben getroffen und brannten aus.[10] Bei dem Fliegerangriff auf Burtscheid am 11. April 1944 wurden außer der Herz-Jesu-Kirche auch St. Johann und St. Michael in Burtscheid zerstört.[11]Während der letzten Kriegstage in Aachen war die Kirche am 21. Oktober 1944 erneut das Ziel von schwerem Artilleriebeschuss.[12] Zum Kriegsende waren die Kuppel und Teile des Daches der Kirche eingestürzt, die Sakristei, die Apsisan der Südfassade und der Josefsaltar zerstört, der Hauptturm und das Altarmosaik stark beschädigt. Notdürftig wurde die erhalten gebliebene Kreuzwegkapelle vom zerstörten Kirchenraum abgetrennt, so dass am 26. November 1944 bereits wieder der erste Gottesdienst abgehalten werden konnte.[13]
Zunächst wurde provisorisch das Dach wiederhergestellt, um insbesondere die Orgel vor den Einflüssen der Witterung zu schützen. Die Fenster der Rosette hinter dem Altar wurden mit Mauerwerk verschlossen. Am 23. Januar 1949 wurde die provisorisch wiederhergestellte Herz-Jesu-Kirche erneut ihrer Bestimmung übergeben.[14] Ein umfassender Wiederaufbau des Bauwerks wurde im Jahr 1955 weitgehend abgeschlossen. Bei weiteren Sanierungsarbeiten in den 1960er Jahren stellte sich heraus, dass große Teile des Gebäudes einsturzgefährdet waren, so dass umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich wurden, die erst 1969 abgeschlossen wurden. Zu Beginn der 1970er fasste man die bauliche Erweiterung der Kirche in Betracht, der dritte, von Kleesattel geplante Bauabschnitt sollte mit dem Bau zwei weiterer Joche und des Westturms ausgeführt werden. Infolge der Neuordnung der Pfarrgrenzen durch bischöflichen Erlass vom 1. Oktober 1971 verkleinerte sich das Pfarrgebiet von Herz Jesu erheblich, woraufhin die Baupläne nicht realisiert wurden.[15] Im Jahr 1977 erfolgte eine umfassende Sanierung und Verblendung der Westfassade mit Tuffstein sowie die Einrichtung einer Tageskapelle. Im Jahr 1987 wurde der provisorische Holzaltar durch einen Volksaltar ersetzt, der am 11. November 1987 geweiht wurde.
Eine weitreichende Sanierung der Kirche und der Orgel konnte 2006 abgeschlossen werden, eine Rekonstruktion der zum Teil schadhaften Mosaiken steht gegenwärtig noch aus.[16]
Zusammenlegung der Burtscheider Pfarren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Von 1912 bis 2009 besaß die Herz-Jesu-Kirche eine selbstständige Pfarrei.[17] Aus wirtschaftlichen und pastoralen Gründen beschloss der Bischof von Aachen, Heinrich Mussinghoff, am 28. August 2009 die Zusammenlegung der fünf Burtscheider Pfarren St. Michael, Herz Jesu, St. Gregorius, St. Aposteln und St. Johann Baptist mit Wirkung vom 1. Januar 2010 zu einer Gesamtpfarre „St. Gregor von Burtscheid“.[18] Der Name der Pfarre geht auf Gregor von Kalabrien, den ersten Abt der Abtei Burtscheid, zurück. Die Sakristei der Kirche wurde aus finanziellen Erwägungen zum Pfarrbüro von St. Gregor umgebaut. Die neue Sakristei wurde in der Kreuzwegkapelle untergebracht, das nahegelegene Pfarrhaus konnte daraufhin einer anderen Bestimmung zugeführt werden.[16]
Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Baugrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bei der Bebauung des Frankenberger Viertels mussten zahlreiche Geländeabschnitte eingeebnet werden, um eine geschlossene Wohnbebauung zu ermöglichen. Auf dem Gebiet der heutigen Herz-Jesu-Kirche befand sich ein Felsvorsprung, der aus oberdevonischen Condroz-Sandsteinen und Tonschiefern gebildet wurde. Um die ungünstige Topografie des Bauplatzes auszugleichen, war der Bau einer 5 Meter hohen Stützmauer erforderlich. Die Aktiengesellschaft Frankenberg, die die Erschließung des Viertels betrieb, beteiligte sich an der Finanzierung der Kosten für die Stützmauer in Höhe von 30.000Mark, schenkte zusätzlich ein Grundstück für den Bau des Pfarrhauses und verkaufte der Gemeinde kostengünstig Grundstücke für kirchliche Einrichtungen, um die unvorteilhafte Lage des Bauplatzes der Kirche zu kompensieren.[6]
Kirchengebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Herz-Jesu-Kirche gehört zu den wenigen Sakralbauten, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Erzbistum Köln inneoromanischer Bauweise ausgeführt wurden. Bis 1913 war hier der neogotische Baustil üblich.[19] Die Schwierigkeiten bei der Baufinanzierung lassen sich auch an der Architektur nachvollziehen. Während die zur Viktoriaallee gelegene nördliche Seitenfassade aufwändig gestaltet ist, wurde die gegenüber liegende Seite eher nüchtern und ohne Zierelemente ausgeführt.[17] In der Planungsphase der Kirche wurde der Grundriss um 90° gedreht und das ursprünglich nach Süden ausgerichtete Gebäude geostet, so dass der Hauptaltar mit den byzantisierenden Mosaiken heute in Richtung der aufgehenden Sonne orientiert ist. Ursprünglich war geplant, den Altar in einer zur Südseite – in Richtung Erzbergallee – gewandten Apsis aufzustellen, die Orgelbühne sollte an der Nordseite – zur Viktoriaallee ausgerichtet – platziert werden. Erst Geldspenden, u.a. erhebliche Zuwendungen der Besitzer der Aktienspinnerei Hilden und Reuver,[16] die während der Bauphase getätigt wurden, ermöglichten den Bau der nach Osten ausgerichteten Choranlage.[20] Der von Josef Kleesattel geplante Westturm und die westlichen Joche wurde nie gebaut, so dass der Grundriss heute unsymmetrisch wirkt.[19] Aufgrund der morphologischen erhöhten Position des Baugrundes bildet die detailreiche Nordfassade der Kirche heute den architektonisch dominierenden Abschluss der Viktoriaallee.
Der heutige Turm der Kirche hat eine Höhe von 38 m und überragt damit die Kirchenkuppel um mehr als 17,50 m. DerSchlussstein der gemauerten Kuppel wurde am 25. Juni 1909 eingefügt. Die beiden flankierenden Türme, in denen die Kirchenglocken untergebracht sind, sind mit 30 m Höhe etwas niedriger gehalten. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch Bombentreffer und Artilleriebeschuss, insbesondere in den letzten Kriegstagen, stark beschädigt und teilweise zerstört, da Soldaten der Wehrmacht von der Turmgalerie aus die vorrückende US-Armee an der Einnahme von Aachen hindern wollten.[6]Insbesondere die Südwand mit einer Apsis, in der ursprünglich der Hochaltar aufgestellt werden sollte, wurde beim Bombenangriff vom 11. April 1944 schwer beschädigt, so dass die Apsis abgerissen werden musste. Sie beherbergte bis zu ihrer Zerstörung die Krippe und wurde nicht wieder aufgebaut.
Die Sakristei wurde im Zweiten Weltkrieg mehrfach von Bomben getroffen. In der Nacht zum 14. Juli 1943 brannte sie nach einem Bombenangriff aus und wurde zunächst mit der barocken Einrichtung der ehemaligen St.-Leonard-Kapelle wiederhergestellt. Während des schweren Bombenangriffs auf Burtscheid am 11. April 1944 wurde die provisorisch wiederhergerichtete Sakristei von einer Sprengbombe völlig zerstört. Um den Kirchenbetrieb auch in der teilzerstörten Kirche aufrechterhalten zu können, wurde eine provisorische Sakristei hinter dem Hauptaltar eingerichtet.[6] Nach dem Krieg wurde die Sakristei in den 1950er Jahren wieder aufgebaut. Hier befindet sich auch ein kleineres Vortragekreuz, das von den Professoren der Aachener Werkkunstschule Wilhelm Giesbert und Hein Minkenberg geschaffen wurde.
Die ursprüngliche Fensterverglasung des Chorraumes, die vom Düsseldorfer Künstler Theodor Winter geschaffen wurde, wurde im Krieg vollständig zerstört und später durch eine moderne Verglasung ersetzt.
Das Kirchengestühl und die Beichtstühle im neoromanischen Stil sind teilweise noch im originalen Zustand erhalten. Die reich verzierten Beichtstühle werden dem Aachener Bildhauer Dunstheimer zugeschrieben. Das Chorgestühl mit der Balustradewurde der Ausstattung der Kirchen San Clemente in Rom und San Marco in Venedig nachempfunden.[6]
Kapellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der ursprüngliche Eingangsraum der Kirche wurde nach 1918 als Kriegergedächtniskapelle umgestaltet. Eine Inschrift in der Decke „Wandernd auf blutigem Pfad schwandet ihr Kämpfer der Heimat. Der nach Golgota ging gebe euch Heimat und Ruhe“ verdeutlicht die Umnutzung. In den Jahren 1921 bis 1925 wurde die Kapelle durch Bernhard Gauer mit einer Darstellung des Kreuzweges Jesu Christi ausgestaltet. Aufgrund der starken Zerstörung des Kirchengebäudes diente diese Kreuzwegkapelle der Kirchengemeinde in den ersten Nachkriegsjahren als Notkirche, in der der Marienaltar provisorisch aufgestellt war.[6]
Im Jahr 1977 wurde die Tageskapelle in Verbindung mit der Sanierung der Westfassade eingerichtet. In der Tageskapelle wurde am 17. April 1977 die Christusfigur vonLambert Piedboeuf aufgestellt, die 1926 anlässlich des 25-jährigen Priesterjubiläums des ersten Pfarrers, Wilhelm Dierdorf, geschaffen wurde. Die Figur wurde bei einem Bombenangriff im April 1944 schwer beschädigt, nach dem Krieg aber in großen Teilen wieder restauriert.
Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die heute vorhandenen vier Bronzeglocken befinden sich in den Flankentürmen der Kirche. Seit der Spätgotik werden Glocken aufeinander abgestimmt und besonders nach 1945 in immer wieder vorkommenden Motiven disponiert. Die Kombination und Abstimmung aller vier Kirchenglocken bestimmt die Geläutedisposition, für die Herz-Jesu-Kirche „Cibavit eos, Introitus in festo Corporis Christi“ nach dem Vorbild des Gregorianischen Chorals. Darüber hinaus kann mit den Glocken I bis III das Te Deum und mit den Glocken II bis IV das Gloria-Motiv intoniert werden.[21]
Nachtrag: Der Kirchbauverein „Frankenberger Dom“ e.V. sucht zur Erhaltung unseres Viertels-Herzstück Eure Spende! Engagiert Euch bitte!
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