Unbedingt lesen! „Das Aachener Experiment“, eine Graphic Novel von Henry Kreklow
„Geschichte braucht Bezug“ dachte sich Henry Kreklow und nahm sich des Themas „Aachener Experiment“ in Comic-Form an.
Worum geht es?
1944 lag Aachen, wie viele andere deutsche Städte, in großen Teilen in Schutt und Asche. Gleichzeitig war Aachen die erste durch die Amerikaner von den Nazis befreite Stadt. Die Amerikaner überlegten nun wie man zukünftig in Deutschland demokratische Strukturen etablieren könnte. Und damit starteten sie „Das Aachener Experiment“. Sie gingen Ordnung und Wiederaufbau an.
Franz Oppenhoff und die Werwölfe
Für Ordnung, zumindest für die verwaltungstechnische, bedarf es eines Bürgermeisters. Der in Aachen nicht unumstrittene Franz Oppenhoff wird als Kandidat gehandelt und tritt dann auch an. Hitler passt das gar nicht und schickt seine „Werwölfe“ mit einem Mordauftrag an Oppenhoff los.
Auf 168 Seiten zeichnet und erzählt Kreklow Aachens und damit auch Deutschlands sehr holprigen Start in die Demokratie. Dabei lässt er es nicht an Humor fehlen.
Henry Kreklow wurde 1969 in Cali, Kolumbien, geboren. Er lebte in Venezuela, Deutschland, Frankreich und Belgien. Mit 17 illustrierte er ein Buch, und mit 18 hatte er seine erste Festanstellung bei einem kolumbianischen Verlag. In den 80er Jahren gehörten seine Grußkarten zu den beliebtesten Motiven in Kolumbien. 1991 wanderte er nach Deutschland aus und erfreut seitdem sein Umfeld mit Humor und frischen Weltanschauungen.
Schon immer vom Medium Comic fasziniert und als Illustrator tätig, verfeinerte er nach dem Abschluss seines Studiums zum Diplomdesigner seine berufliche Ausrichtung in diese Richtung. Seit 1998 arbeitet er als 3D-Designer, zunächst für die Automobilindustrie und später als Fabrikplaner. In seinen Werken behandelt Herr Kreklow historische und aktuelle Themen im „klassischen“ Comic-Stil, ungebunden und doch stets mit dem Herzen dabei.
Im März 2024 reiste er zu den Barasano-Kabiyari aus dem Amazonas-Regenwald. Seitdem engagiert er sich für die Bewohner des Regenwaldes.
Henry Kreklow lebt in Hauset (Belgien) mit seiner Frau und zwei Töchtern. Er arbeitet in Köln in der 3D-Fabrikentwicklung und veröffentlicht im Selbstverlag 2-3 Comics pro Jahr. Zudem ist er als freier Dozent für Comic-Zeichnen tätig. Seine Bücher erscheinen in verschiedenen Sprachen. Er versucht sich auch als Comedian und engagiert sich für die Ureinwohner des Amazonas. Außerdem plant er, in die Kommunalpolitik in Ostbelgien einzusteigen. Er spricht Spanisch, Deutsch, Französisch, etwas Englisch und lernt gerade Kabiyarí.
Zum Buch
In seiner Funktion als Dozent an Schulen fiel Henry Kreklow auf, dass es in der politischen und geschichtlichen Bildung der Schüler erhebliche Defizite gibt. Es fehlt an Bezugspunkten. Selbst vielen Aachenern ist der Name Oppenhoff nur als Name einer Allee in der Stadt bekannt. Um das zu ändern, recherchierte er über zwei Jahre lang und durfte sogar Originaldokumente im Stadtarchiv einsehen.
Um Jugendliche an das Thema heranzuführen, schrieb und zeichnete er eine Graphic Novel, die auf 168 Seiten die Geschichte des Aachener Experiments und der Ermordung Oppenhoffs in flotten Strichen und mit Humor nachzeichnet. Darf man das? Die Geschichte in einem Comic umsetzen?
In einer Projektwoche der Maria-Montessori-Gesamtschule wurde dies bereits Anfang Oktober erprobt. Dabei wurde nicht nur das Buch gelesen, sondern die Schüler*innen konnten eigene Geschichten entwickeln und zeichnen. Als Highlight besuchte man die Original-Schauplätze in der Stadt und im Umland und traf sich an der niederländisch-belgischen Grenze, um gemeinsam mit niederländischen Schülern am Denkmal von Jos Saive Blumen niederzulegen. Der WDR und der BRF werden darüber berichten.
Ein Buch mit regionaler Geschichte, das jedoch als Beispiel für ganz Deutschland gilt.
Das Buch eignet sich besonders, um jungen Menschen auf lockere Weise Geschichte und Politik näherzubringen. Demokratie, Diktatur, Propaganda, Fake News, Europa, aber auch die Themen Schuld und Sühne können damit vermittelt werden – und das nicht nur in Schulen.
Das Buch ist im nonplusultraverlag unter der ISBN 978-3-911600-00-2 erschienen. Mehr unter aachener-experiment.de.
Und hier der Beitrag vom BRF: https://brf.be/regional/1903154/
Fazit: In dieser Graphic Novel gibt es Geschichtsunterricht mit regionalem Bezug. Und vielleicht werden ab sofort mehr Menschen nicht nur das Mahnmal in der Aachener Oppenhoffallee kennen, sondern auch die Bedeutung des Aachener Experiments für Deutschland und Europa.
Nachtrag: Viele Menschen empfanden die Strafen für die Attentäter als nicht gerecht. Aachen aber wurde zu einer bunten und weltoffenen Stadt!
Nachtrag 2: Ab Minute 23:50 etwa gibt es ebenfalls einen Bericht von der gestrigen (11.10.2024) WDR Lokalzeit Aachen: https://www.ardmediathek.de/video/lokalzeit-aus-aachen/lokalzeit-aus-aachen-oder-11-10-2024/wdr-aachen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtZDUwZmRlMDItZjhiMC00ZDFlLWJmZTktNjlmYWM1ZDcxZmVk
Nachtrag 3: Und auf YouTube zeigt nonplusultra einen Clip: https://www.youtube.com/watch?v=J0RTePUf9rw
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