Aachener Königsthron – Wikipedia
Der Aachener Königsthron, auch Thron Karls des Großen oder Karlsthron genannt, ist ein in den 790er Jahren im Auftrag Kaiser Karls des Großen errichteter Thron, der zur Ausstattung seiner Pfalzkapelle, des heutigen Aachener Doms, gehörte, wo er seit seiner Schaffung im Hochmünster aufgestellt ist.
Er diente von der Krönung Ludwig des Frommen zum Vize-Kaiser im Jahr 813 sowie ab der Krönung Otto des Großen zum römisch-deutschen König im Jahr 936 bis zur Krönung Ferdinands I. im Jahr 1531 über 30 römisch-deutschen Königen als Krönungssitz. Daher wurde bereits im elften Jahrhundert vom Aachener Königsthron als dem totius regni archisolium, dem Erzstuhl des ganzen Reiches, gesprochen.
Karl der Große selbst wurde nicht in Aachen, sondern im Jahr 768 in Noyon zum König und im Jahr 800 in Rom zum Kaiser (Augustus) gekrönt. Jedoch hat er höchstwahrscheinlich auf diesem Thron den in der Pfalzkapelle gehaltenen Messen beigewohnt.
Gestaltung
Der Königsthron ist überaus schlicht und einfach gestaltet; Verzierungen fehlen gänzlich. Zu dem auf einem Unterbau errichteten Sitz führen sechs Stufen. Der Stuhl selbst besteht aus vier mit bronzenen Klammern zusammengehaltenen Marmorplatten, die nach den neueren Untersuchungen ebenso wie die Stufen um 800 der Grabeskirche in Jerusalem entnommen wurden. Eine andere (unbelegte) Interpretation verweist auf die Palasttreppe des Pilatus, über die Jesus nach seiner Geißelung hinaufgeschritten ist Auf einer der beiden seitlichen Platten finden sich feine, eingeritzte Linien, die wohl als Spielfeld für ein antikes Mühlespiel dienten. Die Rückplatte zeigt gar eine frühe Darstellung der Kreuzigungsszene. Aus der Oberflächenbehandlung und den aus verschiedenen Epochen stammenden Einritzungen heidnischer wie christlicher Art kann darauf geschlossen werden, dass die Platten mindestens zum dritten Mal verbaut wurden.
Die hölzerne Innenkonstruktion, die sich heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn befindet, diente als Unterkonstruktion der heute verlorenen Sitzplatte aus Marmor. Darunter befand sich ein Fach, in dem – wie neuere Forschungen zeigen – das Krönungsreliquiar oder Teile davon, insbesondere aber die Stephansbursa, aufbewahrt wurden. Eine Radiokohlenstoffdatierung ergab, dass die Eichenholzplatte karolingisch um 800 datiert ist.
Der Thron ruht auf vier steinernen Pfeilern. Das ermöglichte es den Besuchern der Marienkirche in späterer Zeit, unter dem Thron hindurchzukriechen, was einerseits eine Demutshaltung gegenüber dem neu geweihten Herrscher und andererseits gewiss auch eine Geste der Huldigung Jesus Christus gegenüber, der mit den konstitutiven Marmorplatten in Beziehung gesetzt wird (siehe noch unter Symbolik), zum Ausdruck brachte. Die wie poliert wirkenden Innenflächen der vier Tragpfeiler zeugen davon, dass im Laufe der Jahrhunderte unzählige Besucher diesen Gang absolviert haben müssen.
Der Thronsitz hat alle Umbauten und Zerstörungen in der Kapelle durch die Jahrhunderte hindurch überstanden. Jedoch wurde er im Zuge der vom Domkapitel veranlassten Maßnahmen zum Schutze der kostbaren Ausstattung von Dom und Domschatz vor Kriegsschäden durch Bomben und Löschwasser im Zweiten Weltkrieg mit teerhaltiger Pappe verhüllt, mit Sand aufgefüllt und eingemauert. Durch die Teerpappe sind die heute sichtbaren schmutzig gelben Verfärbungen entstanden, auf deren Entfernung man zugunsten einer Erhaltung der antiken Graffiti verzichtet hat.
Im Durchgang unterhalb des Karlsthrons sowie in unmittelbarer Nähe desselben finden sich Originalstücke des karolingischen Fußbodenbelags. Die hierfür ausgewählten kostbaren Steinsorten stammen aus antiken Überresten und sind nach dem Vorbild italienischer Repräsentationsbauten verlegt worden. Im Einzelnen setzt sich der ursprüngliche Bodenbelag aus weißem Marmor, spinatgrünem antikem Porphyr und rotem Porphyr aus Ägypten zusammen. Das Material stammt evtl. aus dem Palast Theoderichs des Großen in Ravenna, wo sehr ähnliche Fußböden nachgewiesen sind.
Text wurde komplett hier entnommen: https://de.wikipedia.org/wiki/Aachener_K%C3%B6nigsthron
Bilder unterliegen dem Urheberrecht / Copyright von Michael Mauer / Wir Frankenberger.
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