Nachbarn stellen sich vor – heute (im Interview): Iana Gorokhova
Das nachstehende Interview führte Marie-Christine Dolders, das erste Bild unterliegt dem Urheberrecht von L.BASS PHOTOGRAPHY. Die Bilder der Visuals stammen von SYPHON. Alle Bilder wurden uns von Iana Gorokhova zur Verfügung gestellt!
– Kannst du dich in ein paar Sätzen vorstellen?
Heyhey, ich bin Iana Go (Gorokhova), liebe träumen, reisen und meine Chalks.. Mein “ Drittes Auge“ ist ein Beamer, weil ich mich seit ein paar Jahren als visual artist mit der Lichtinstallationen und Projectionmapping Shows bei diversen Events, Festivals und Parties engagiere. Komme aus Kirgisistan, studiere und arbeite seit einigen Jahren hier in Deutschland als Designerin, VJane, Filmmacherin, Illustratorin.
– Du studierst Kommunkationsdesign: wie bist du auf die Idee gekommen, Mappings zu machen, und wie hast du es erlernt?
Ich bin fast fertig mit meinem Studium – vor mir ist nur der spannendste Teil – eine Abschlussarbeit. Bin im meinem Studium im Bereich Film gelandet, nicht zuletzt weil ich von meinem ersten Studium, welches ich noch in meinem Heimatland Kirgisistan absolviert habe, Journalistin bin. Ich habe mich viel mit Film, Dokumentation, Animation, filmischen Experimenten auseinandergesetzt und habe mich vor ungefähr 4 Jahren an einem Projekt der Junge Freunde Ludwig Forum beteiligt, wo es um einen experimentellen Raum, oder ein Kunstlabor ging, wo man sich ausdrücken durfte. Ich habe ein Projekt mit der Webkamera kreiert, die an Pinseln befestigt wurde – das was in den Händen der Zeichnenden und auf dem Papier geschah, wurde sofort an die Wand projiziert. Dann habe ich mehr im Bereich Interaktivität mit Kinekt Sensoren mit meinem damaligen Kunstpartner gemacht, und dann langsam auch angefangen in den Klubs und auf den Festivals zu VJen, weil ich die Technologie von Mapping schon gut erlernt habe. Es ist ein sehr besonderes Gefühl – für einen Lieblingsmusikproduzent Visuals zu machen. Man darf sich dabei als Mitgestalter des Erlebnisses fühlen.
– Was sind, neben Mappings, weitere Tätigkeiten, denen du dich gerne widmest?
Definitiv filmen. Das würde ich gern weiter machen, weil ich denke, dass die Kamera schenkt uns eine unikale Möglichkeit durch die eigenen Augen und den Blickwinkel die Anderen Menschen diese Welt wahrnehmen zu lassen. Welche Filter einen Zuschauer darauf runterlegt, und was daraus am Ende „gesehen“ wird – ist eine unglaubliche Psychoalchemie. Würde das gern auch weiter in meinem Leben unbedingt machen.
An was ich gern mehr Zeit widmen würde ist Illustration. Die fasziniert mich total, ich denke, dass die auch ein sehr starkes Werkzeug ist – man kann in ein paar Linien schon das wichtigste verfassen, nicht einfach nur schön oder harmonisch, sondern sinnvoll, „sagend“ zeichnen.
Aus Spaß und um immer die Geschenke für meine Freundinnen unter der Hand zu haben, mache ich noch gern Designschmuck.
Ach ja, und ich höre leidenschaftlich Musik. Früher habe ich in einer Band innerhalb von 6 Jahren gesungen, jetzt höre ich nur noch. Vielleicht treffe ich noch meinen Gleichgesinnten in der Zukunft um Musik weiter zu produzieren. Obwohl meine Mutter sagt: „Iana, man kann nicht alles schaffen!“ Das stimmt. ich freue mich auch ab und zu auf die ruhige Minute, wann ich Yoga machen, lesen und kochen kann.
– Mit welchen Themen beschäftigst du dich in deiner Kunst?
Flow, Wahrnehmung, optische Täuschungen, Zustände, Grenzen, Handeln, Emotionen, Farben, Licht, Liebe, Einsamkeit, Bewegung… alles was unter der Lupe der Projektion und Kamera spannend sein kann, unser Leben zum Wunder macht, was ist viel größer, als wir uns einfach vorstellen, verstehen können. Dieses Moment, wann du einfach stehen bleibst, atemlos und erstaunt von der Schönheit und Paradoxen des Universums.
– Was waren deine Lieblingsprojekte, an denen du gearbeitet hast?
Das war ein Flow Projekt, wo wir das Gebäude von dem ehemaligen Schwimmbad mit den Projektionen von Wasser und Flüssigkeiten bespielt haben. Das ist mein Lieblingsprojekt auch deswegen, weil ich es nach dem sehr schweren Liebeskummer und Trennung allein ohne meinen Kunstpartner gemacht habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich meinen Finger nicht bewegen kann, aber doch – habe trotzdem das Projekt durchgezogen und ein ziemlich gutes Ergebnis bekommen. Um gehen zu können muss man einen Schritt machen, auch wenn es selbstverständlich scheint.
Das zweite Projekt habe ich vor kurzem gemacht – in der modernen Kirche bei einem Konzert der Obertonsänger und Musiker vor großem Publikum die Frequenzen von Obertönen visualisiert und künstlerisch vervollständigt. War sehr spannend und die Reaktion von den Leuten war erstaunlich. Das ist das beste daran, ich bin oft in Schatten von Musikern oder anderen Künstlern, stehe nicht an der Bühne oder hinter dem DJ Pult, sondern seitlich vor meinem Rechner und kann die Reaktion heimlich beobachten. Das macht Spaß!
Und dieses Jahres hatte ich eine sehr verantwortliche und unvergessliche Möglichkeit das Niemandsland Festival mitzuorganisieren. Wir waren einige Menschen im Produktionsteam und das war total interessant, spannend, und gleichzeitig auch mega anstrengen und mit viel menschlichen Faktor dabei. Auch wenn es nicht immer einfach war, was für ein Stolzgefühl und pure Freude, wann wir so ein cooles Festival auf die Beine gestellt haben! Ist zwar keine Kunstprojekt, trotzdem ist das ein Erlebnis, Happening, wo mehrere Leute die Autoren sind, auch die Besucher in allem.
– Wie kommt es, dass du in Aachen studierst und was magst du besonders an der Stadt?
Ich bin nach Deutschland vor ein paar Jahren gekommen und wollte hier studieren und leben bleiben. Lebensumstände in meinem Heimatland sind leider ziemlich traurig und aussichtslos. Nach meinem Journalismus-Studium, wo die Sprache (meine Muttersprache ist Russisch) – immer mein Hauptwerkzeug war, bin ich ohne das wichtigste Tool geblieben und dachte, dass Designstudium mir einen optionalen Instrumentarium anbietet. Und ich habe mich beworben, und bin wegen des Studium hier geblieben. Warum Aachen? Wegen der Liebe, natürlich, die bewegt uns manchmal in eine sehr unerwartete Richtung. Jetzt, da das Studium fast zu Ende ist und die Frage mit der Liebe sich auch erledigt hat, bewege ich mich weiter – Richtung Berlin.
Aachen bleibt in meinem Herzen für immer – mit seiner duftigen Luft, die nach Lebkuchen riecht, märchenhaften Häuschen, Gässchen, Lichtern. Diese Stadt hat ein Herz, ich höre wie das schlägt morgens, wenn ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, Nachts in Sounds von Techno, tagsüber in den klingelnden Hintergrundgeräusch von Weihnachtsmarkt im Winter oder den sonnigen Frankenberger Park, wo jedes drittes Gesicht bekannt ist.
– Welche Vor- und Nachteile hat Aachen für kreativ Tätige?
Aachen ist eine kleine Stadt, die Leute kennen sich hier und Kreative sind sehr gut vernetzt. Aber gleichtzeitig ist die Stadt groß genug, um hier schon eine relativ bunte und ereignisvolle alternative Szene zu haben. Hier kann man sich auch schnell einen Namen machen, in den großen Metropolen bist du eine von Tausenden kreativen, in Aachen bist du sofort bemerkbar, weil du unter wenigen oder komplett allein in dem Bereich bist. Aachen ist sehr konservativ was Lärm und Lautstärke angeht. Viele Bürger sind altertümlich und intolerant für die pulsierende Energie der jungen Schaffenden und Treibenden. Das finde ich schade und das fehlt mir hier total.
Auch gibt es große Probleme mit dem Räumlichkeiten. Was Freches und Frishes hier zu starten und dafür einen passenden Space zu finden – ein großes Glück. Trotzdem kenne ich ein paar Beispiele, wo es funktioniert hat. Man muss nur Mut haben was zu ändern, kreieren, starten. Das ist meine feste Überzeugung.
– Wo können dich die Aachener in den nächsten Wochen hinter dem VJ-Pult sehen?
Falls Aachener in Berlin sind – dann kommt und feiert am 28 Dezember ein Silvester in Katerblau, das ist eine Ehre für mich da VJen zu dürfen. Auch im Musikbunker Aachen bei der Partyreihe „Lass Ma tanzen“ Anfang Januar bin ich dabei. Am 20.1 feiert die Monoheidi sein Jubiläum, da sind die Berliner Hausduo Monkey Safari als Hauptact eingeladen. Freue mich mega!
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