Impressionen

Impressionen auch Aachen's schönstem Viertel

Willi und der Zuhälter

Tach auch!
Ostern, woll!
Und wie versprochen, heute eine kleine Geschichte, die sogar eine Moral hat!
Sie fiel mir unlängst wieder ein, als ich mich mit dem Rolf über alte Öcher Zeiten austauschte.
Im Frankenberger Viertel gab es einen Menschen, der schon zu Lebzeiten eine Legende war und der gewiss den Bekanntheitsgrad des Lennet Kann in Aachen erlangt hatte: der „Eismann“ Willi Delzepich. Übrigens, wer beim Namen Delzepich jetzt auch an Fußball denkt, liegt richtig – Willis Sohn spielte damals bei den Alemannia-Profis und war auch beim kurzen Stelldichein des Tivoli-Vereins in der Bundesliga mit dabei. Aber das ist wieder eine andere Geschichte….

Zurück zum Eismann Delzepich! Ich kannte Willi noch persönlich, habe in meiner Studentenzeit manch ein Eis bei ihm geholt, wohnte ich doch damals in der Elsaßstraße, nicht weit von Willis Eisladen in der Bismarckstraße entfernt.
Willi war auf Grund einer Krankheit, der Akromegalie, dem sog. Riesenwuchs, eine imposante Erscheinung – er war ein Baum von einem Kerl, mit Händen groß wie Paellapfannen, und auch seine Gesichtszüge kann man getrost mit mehr als markant beschreiben! Trotzdem war Willi eine Seele von Mensch, und mit einer gehörigen Portion eines sehr verschmitzt-hintergründigen Humors ausgestattet. Und sein Eis war allerfeinst, und überaus großzügig bemessen – für 50 Pfennig bekam man dort eine mehr als ordentliche Portion köstlichen selbstgemachten Eis´! Handgeschöpft – bei Willi gab es keine Kugeln, er beförderte das Eis mit einer Art Maurerkelle in Hörnchen und Becher.
Irgendwann in den 80ern, an einem heißen Sommertag, stand ich also einmal wieder in der beachtlichen Schlange vor Delzes Laden, wie er im Öcher Jargon hieß. Vor mir in der Schlange n Zuhältertyp aus Duisburg, der in einem goldenen Camaro mit hochtoupierten Blondchen auf dem Beifahrersitz vorgefahren war. Er war wirklich das Klischeebild eines „schrägen Vogels“ – mit Fokuhila, Goldkettchen, Rolex, das bunte Hawaihemd über dem sonnenbankgebräunten Körper bis zum Bauchnabel offen… Und er wollte unbedingt den dicken Don markieren, und zeigen, was er hat, und so bestellte er so laut, dass es jeder in der Schlange hören konnte: „Ein Eis im Hörnchen für 5 Mark!“ Willi guckte ihn leicht verblüfft an und entgegnete dann in seiner ureigenen Art: „Datt willst Du nich wirklich, Jung!“ Die Antwort kam spontan: „Wenn ich das so sage, meine ich das auch so!!!“ Willi daraufhin, mit Engelslächeln: „Joooot!“ – nahm das größte Hörnchen, was noch immer in seinen riesigen Pranken förmlich verschwand und winzig aussah, und begann den Turmbau zu Oche…. Höher und höher schichtete er das Eis mit seiner Kelle, und sein Grinsen wurde immer breiter, während die Augen des Duisburgers immer größer wurden – und das Gekichere in der Schlange immer lauter… Als Willi mit seinem Werk zufrieden war, reichte er das Eis über den Thresen, mit einem Lächeln von einem Ohrläppchen zum anderen. „So, Jung, einmal für fünnef Mark im Hörnschen!!! War mir ein Plaisir!“ Der Duisburger wusste kaum, wie er dieses Eismonster transportieren sollte, musste beide Hände zu Hilfe nehmen, um das Eis überhaupt tragen zu können, und keiner in der Schlange, der jetzt nicht herzhaft lachte und manch einer, der dem Angeber noch einen verhonepiepelnden Spruch mit auf den Weg gegeben hat!

Und die Moral von der Geschicht:
Es nützt dir die ganze Kohle nicht,
ist Dein Charakter schief wie ein Giebel,
und Du triffst auf einen Ulenspiegel,
machst Du dich lächerlich!

Und ich mach mir jetzt eine Pfeife an! Eine ganz bestimmte, aus einem Pfeifenstudio unweit des Eismanns Willi Delzepich im Öcher Frankenberger Viertel. Diese „echtdänische“ Stanwell habe ich bei Hans-Dieter Jurewicz als Erinnerung an die tolle Zeit bei Uschi und ihm mitgenommen, an dem Tag, an dem er sein Pfeifenstudio für immer abgesperrt hat. Und dazu öffne ich eine Dose Neumarkt Spezial #300, und denke an die gute alten Zeiten, als ich von 1980 bis 1994 in der Kaiserstadt im Dreiländereck gelebt habe!

Und ich grüße alle Öcher (und natürlich auch die Nicht-Öcher!) mit dem Gruß, an dem sich die Bewohner Aachens in aller Welt schnell erkennen – dem Klenkes, wollnich! Oder, wie der Öcher sagt: WA!
Macht euch noch ein’ !

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6 Responses

  1. D. Mertens sagt:

    Hallo Herr Sauer oder wer auch immer diesen Bericht seinerzeit verfasst hat,

    wie steht es mal mit einer Richtigstellung der Hintergründe Ihrer Geschichte. Eine von mir im Mai 21 angeregte Überprüfung oder Nahfrage bei Günter D. ist wohl offensichtlich nicht erfolgt. Eine saubere Klarstellung zur „Pfeifengeschichte“ von 2020 würde allen guttun und der Seite die erwünschte Ehrlichkeit bringen.
    Mit freundlichen Grüßen
    D. Mertens

  2. Wolfgang sagt:

    Einfach mal bei Wikipedia schauen Herr Mertens, wenn man kein Zeitzeuge ist 😉

    • D. Mertens sagt:

      Sehr geehrte Schreiber, Ihre Erkenntnisse haben Sie vom Hörensagen und schreiben sicher im guten Glauben. Da ich aus der Verwandschaft vom Eismann Willi D. stamme, teile ich Ihnen mit, dass die genannten Personen nicht direkt miteinander Verwand sind. Es handelt sich beim Vater des von mir sehr geschätzten Fußballers, lediglich um eine Namensgleichheit, die sich anhand der seinerzeit veröffentlichen Todesanzeigen recherchieren läßt. Es handelt sich be meinem Anmerkungen nicht um Kritik sondern nur um Richtigstellung. ine Nachfrage bei Günter D. wäre auch eine Möglichkeit.
      Mit freundlichen Grüßen
      D.M.

  3. Michael Schueller sagt:

    Hallo, Das war unser Trainer bei der djk und der 110 kg Bomber!!!
    Ist das noch ein Begriff Hr. Mertens…
    Beste Grüße Michael.

  4. Mertens sagt:

    Wer soll denn der Sohn von Willi D. gewesen sein, der Profifußballer war und woher hat man diese Erkenntnis??

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