Impressionen

Impressionen auch Aachen's schönstem Viertel

01.03.2020 im Dumont: Enjuti

Bild wurde der facebook Veranstaltungsseite https://www.facebook.com/events/627490884730650/ entnommen.

Man könnte es so auf den Punkt bringen: Enjuti verbinden Rock-Emphase und Jazz-Ideen mit aktuellen elektronischen Sounds. Um der individuellen Ausstrahlung des Quartetts auf die Spur zu kommen, braucht man ein paar mehr Worte. Beinahe eingängige Melodien begegnen überraschenden harmonischen Wendungen und ausfasernden Passagen. Gradlinig zupackende Beats zerfallen in gebrochene Rhythmen oder setzen für eine Weile ganz aus. Abstrakte Töne quellen aus Effektgeräten und Loopern oder entstehen durch Manipulationen im Inneren des Flügels. Maandernde Motive, klare Riffs und komplexe Strukturen treffen aufeinander, verschmelzen und lösen enorme Energieschübe aus. Die Freiheitsliebe der vier Musiker manifestiert sich in einer stetigen Spannung zwischen ausgeklügelten Kompositionen und pointierten Improvisationen, wobei letztere weitgehend auf traditionelle Soli verzichten und selten ins komplett Dissonante abdriften. Live weiten sich auch ursprünglich recht kompakte Stücke zu unvorhersehbaren Trips mit hypnotisierender Intensität. Enjutis Dramaturgie ist so unkonventionell wie faszinierend: aus nadelfeinen, kaum horbaren Einzeltonen wird nach und nach eine gewaltige, zuweilen Drone-ahnliche, monolithische Klangwand, die schließlich Zeit und Raum auflost und das faszinierte Publikum in andere Spharen versetzt.

Wer hätte geahnt, dass eine Begegnung beim Landesjugendjazzorchester Hessen zu einem dermaßen eigenwilligen, progressiven Quartett führen könnte? Während einer China-Tour der Bigband lernten sich die vier Instrumentalisten 2010 intensiver kennen. Wenig später gründeten sie in Köln Enjuti. Ihre teils recht unterschiedlichen persönlichen Hintergründe und musikalische Vorlieben empfanden sie als perfekte Grundlage. Gemeinsam war und ist ihnen die Überzeugung, dass Musik mehr sein sollte als eine nette akustische Tapete. Enjuti lösen Emotionen aus, können provozieren und polarisieren, fordern den Zeitgeist heraus.
Andreas Völk, Jahrgang 1989, als Haupt-Komponist der Stücke zumindest formal ein wenig Primus inter Pares des Kleeblatts, stammt ursprünglich aus dem hessischen Marburg und begann mit 10 Jahren, Gitarre zu lernen. Nach dem Abitur studierte er an der Hochschule in Osnabrück unter anderem bei Frank Wingold. Ein Workshop dort brachte die erste Begegnung mit Pianist Laurenz Gemmer, der seinerseits bei Hubert Nuss studiert hatte und seinen Master-Abschluss bei Florian Weber absolvierte. Gemmers Performance beeindruckte ihn, erinnert sich Andreas Völk, „besonders als er von außen auf den Flügel schlug und den entstehenden Klängen lauschte.“ Das nächste „Zeichen“ für eine Zusammenarbeit war, dass Gemmer überraschend als Aushilfe bei der besagten China-Tour der Bigband mitreiste.

Andreas Völk: Gitarre
Laurenz Gemmer: Klavier
Kenn Hartwig: Kontrabass
Thomas Sauerborn: Schlagzeug

Alle weiteren Infos gibt es hier: https://www.facebook.com/events/627490884730650/

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