Ergebnisbericht des Frauennetzwerkes in der StädteRegion Aachen zur durchgeführten Online-Umfrage
(Anmerkung: Wir berichteten am 18. Juni 2020 in unserem Blogbeitrag https://wir-frankenberger.de/umfrage-auswirkungen-von-corona-auf-die-gleichstellung-von-frauen-und-maennern-in-der-staedteregion-aachen/ über die Umfrage „Auswirkungen von Corona auf die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Städteregion Aachen“. Hier nun die Ergebnisse!)
„Die Coronakrise hat viele Fragen aufgeworfen, nicht nur virologische, sondern auch soziale. Frauen leisten nach wie vor den Großteil der Sorgearbeit in Familie und Haushalt. Sie spüren damit in einem viel größeren Ausmaß die sozialen Folgen der Pandemie. Das Frauennetzwerk in der Städteregion Aachen e.V. wollte wissen, wie die Frauen (und Männer) in unserer Region konkret diese Folgen beurteilen, wie sie ihr Arbeiten verändert haben, wie sie die aktuelle Politik einschätzen.
Hierzu haben wir in der Zeit vom 5. Juni bis zum 4. Juli 2020 eine Online-Umfrage auf www.soscisurvey.de durchgeführt. An dieser Stelle möchten wir allen Teilnehmenden danken – insbesondere auch denjenigen, die die Freitextfragen sehr umfassend und detailliert beantwortet haben.
Die Umfrage wurde an die Mitgliedsorganisationen des Frauennetzwerks in der Städteregion Aachen e.V. versendet und über die Socialmedia-Kanäle der Organisationen verbreitet. Insgesamt haben über diese Wege 596 Personen den Fragebogen mit 17 Fragen abschließend beantwortet. Die hohe Beteiligung und ausführliche Rückmeldung zeigen uns, dass das Thema einen Nerv getroffen hat und für die Befragten von großer Wichtigkeit ist.
Die Befragung hat interessante Ergebnisse gezeigt:
- Die Belastung durch die Krise wird sehr unterschiedlich empfunden: 42% der Frauen belastete die Coronakrise stark; 42% der Männer belastete die Coronakrise
- Mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer arbeiteten überwiegend oder ausschließlich im Home Office
- Die Betreuung der Kinder während der Kita- und Schulschließungen wurde zu 70% durch die Mütter übernommen.
- 59% der Männer unterstützen voll und ganz die Entscheidungen der Politik hinsichtlich der Kita- und Schulschließungen; jedoch nur 27% der Frauen schließen sich dieser Aussage an.
Mit diesen Ergebnissen wollen wir die politische Diskussion über die unterschiedlichen Einschätzungen der Belastungen durch die Pandemie und die nach wie vor herrschende ungleiche Arbeitsverteilung zwischen den Geschlechtern vertiefen. Darüber muss öffentlich gesprochen werden. Wir wollen mit diesen Ergebnissen Politik und Gesellschaft einladen in den Diskurs über die Ergebnisse der Befragung zu gehen und das Veränderungspotenzial für unsere Region zu diskutieren.
Nachstehend finden Sie die ausführliche Ergebnisdarstellung. Für Rückfragen stehen zur Verfügung
Silke Tamm-Kanj, stellv. Vorsitzende des Frauennetzwerks in der Städteregion Aachen e.v/, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Würselen Tel.: 02405 67217, silke [dot] tamm-kanj [at] wuerselen [dot] de
Sabine Bausch, Mitglied des Vorstands des Frauennetzwerks in der Städteregion Aachen e.V., Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen, Tel.: 0241 4327457, sabine [dot] bausch [at] mail [dot] aachen [dot] de
Zitate:
„Frauenerwerbstätigkeit ist immer noch extrem stark verwoben mit gut funktionierenden Rahmen- und Arbeitsbedingungen: Kinderbetreuung, flexible Arbeitsmodelle, partnerschaftliche Verteilung von Sorge- und Hausarbeit. Diese Strukturen sind sehr fragil und gerade in der Krise wird dies wie unter einem
Brennglas deutlich.“
Sabine Bausch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aachen
„Es wurden in der Krise vor allem die Familien allein gelassen. Wenn man aber genau hinschaut, sind es vor allem die Frauen gewesen, die allein gelassen wurden. Sie haben die Sorgearbeit als Managerinnen zusätzlich schultern müssen mit allem, was dazugehört.“
Kay Hohmann, Picco Bella gGmbH
„Die Politik war in der Krise wenig an den Sorgen und Nöten von Frauen orientiert. Dies wurde in unserer Befragung nochmals veranschaulicht durch die Rückmeldung zum Verständnis für die aktuelle Politik. Politik, die keine Antworten auf die Lebensrealitäten von Frauen hat, können wir uns nicht leisten – auch nicht in Krisenzeiten.“
Ann-Katrin Steibert, DGB Region NRW Süd-West
„Die Umfrage hat gezeigt, wie schnell auch gut funktionierende Familiensysteme an ihre Grenzen stoßen, wenn die bekannten Strukturen wegbrechen. Häusliche Gewalt entsteht in Stresszeiten viel schneller als angenommen.“
Silke Tamm-Kanj, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Würselen“
Nachfolgend der komplette Bericht:
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