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Pfeifengeschichten – heute: „Stammdealer“

Tach auch!
Hömma, heut erzähl ich ma nix über irgendwelche Pfeifen oder nen Tabak, heut nehm ich Euch mal mit zu meinem Stammdealer, dem Henneke in Hörde hier in Dortmund, woll. Guckt euch mal in Ruhe die Bildskes an und erfreut Euch am besonderen Flair meines Stammdealers, oder, noch besser, geht einfach mal hin, oder, am allerbesten, verabredet Euch mit mir da!
Wenn Ihr in den kleinen Laden kommt, dann macht Ihr zuerst mal ne Zeitreise und seit *ZACK* mitten in den Endsechzigern. Alle Hektik des Alltags fällt von einem ab, wenn man sich dort schmauchend und plauschend niederhockt, und bei einer Tasse Kaffee den Alltag an der Fensterfront vorbei ziehen sieht – man ist irgendwie entrückt und entschleunigt.
Begonnen hat alles im Jahr 1932, als der Vater von Bernd Henneke in Hörde ein Lädchen für Tabak, Pfeifen, Zigarren und Spirituosen eröffnete. Unter der Feder von Bernd Henneke blühte dann das Geschäft so richtig auf, zog mehrmals, auch brandbedingt, um und ist nun bereits seit den 60ern an der heutigen Stelle in der Alfred-Trappen-Straße – und innen wie außen hat sich seither nicht mehr so wahnsinnig viel verändert.
Bernd Henneke hatte damals eine eigene Hauspfeifenserie, die er in England, höchstwahrscheinlich bei Duncan, fertigen ließ, aus der ich unlängst 3 historische Pfeifen aufgearbeitet und gerettet habe, und er war auch ansonsten ein umtriebiger Raucher und Geschäftsmann – er ist eines der 7 Gründungsmitglieder des 1974 von einigen engagierten Fachhändlern initiierten John Aylesbury – Konsortiums, dass es sich auf die Fahnen geschrieben hatte, in ausgewählten Mitgliedsläden hochwertige Tabake, Pfeifen, Zigarren und Spirituosen anzubieten. John Aylesbury ist noch heute ein nicht mehr weg zu denkender Begriff in diesem Bereich. Damals, in den 70-ern, kam auch die gute Seele des Ladens dazu, Willi, den Ihr ja schon aus der ein oder anderen Schilderung kennt, begann seine Tätigkeit bei Henneke – und er ist auch heute noch, schon längst jenseits des Renteneintrittsalters, ein nicht weg zu denkender Bestandteil dieser Institution.
Der überraschende Tod von Bernd Henneke 2009 bedeutete einen ernst- und schmerzhaften Einschnitt, doch Ehefrau Doris stürzte sich in die Arbeit und hielt das Traditionsgeschäft am Leben – bis in ihr der Wunsch aufkeimte, doch auch endlich einmal den wohlverdienten Ruhestand zu genießen. Eine Weile war das Schicksal des Lädchens ungewiss, man munkelte sogar verstärkt von Schließung, und manch einer der Stammkunden hatte bei diesem Gedanken feuchte Augen und einen Klos im Hals.
Gott sei Dank kam es anders. Am 1. April dieses Jahres übernahmen Petra und Thomas Höfer das Ruder, stürzten sich ins kalte Wasser und arbeiteten sich mit Willis Hilfe in Ihnen unbekanntes Fahrwasser vor. Sie renovierten auch die doch merklich in die Jahre gekommen Räumlichkeiten zuerst einmal – und schafften das Kunststück, das unvergleichliche Henneke-Flair, das einen immer wieder mit auf eine Zeitreise in längst vergangene Tage nimmt, zu erhalten. Es hat sich nach der Renovierung, die die Höfers in einem Kraftakt in nur 4 Tagen (da hätten andere den Laden 4 Wochen geschlossen) durchzogen, so viel verändert, und doch ist irgendwie alles beim Alten geblieben – und das ist gut so, sehr gut sogar.
Die Zigarrenfreunde können sich freuen, der begehbare Humidor wurde signifikant erweitert, und im hinteren Teil des Ladenlokals richteten die neuen Inhaber eine lichtdurchflutete Raucherlounge ein, in der auch Heiß- und Kaltgetränke in Selbstbedienung warten und die zum gemütlichen Verweilen geradezu einlädt. Das nächste Projekt ist eine repräsentative Präsentation der Pfeifen, die es bei Henneke zu erwerben gibt.
Man darf sich glücklich schätzen, wenn man eine solche Oase, ein solches Raucherparadies in der direkten Nachbarschaft hat, und ich hoffe, dass uns diese Institution noch lange, lange erhalten bleibt. Da wünsche ich Petra und Thomas eine weiterhin glückliche Hand und viel Erfolg, und der guten Seele des Ladens Willi eine kernige Gesundheit, auf das er noch lange Zigarren- und Pfeifenrauchern, ob Rookies oder Alterfahrenen, mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.
So, Ihr macht Euch jetzt noch einen, und ich mir ne Pief an – natürlich eine alte Henneke, und ich stopf sie mir mal mit dem Caledonian. Und wer hatte mir den damals empfohlen? Na klar, Willi, wollnich! Hasse gewusst, oder??? 

Alle Bilder wurden uns vom Autor Michael Sauer zur Verfügung gestellt.

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