Post-Corona-Stadt: RWTH und Stadt entwickeln gemeinsam Perspektiven
- Post-Corona-Stadt: RWTH und Stadt Aachen arbeiten gemeinsam an Ideen und Konzepten für eine nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung.
- Aachen ist als eine von 13 Städten deutschlandweit für das mit Bundesmitteln finanzierte Projekt ausgewählt worden.
- Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen: „Wir müssen jetzt gute Ansätze finden, wie wir unsere Aachener Innenstadt von morgen gemeinsam gestalten wollen! Nur mit einem starken Gemeinsinn schaffen wir diese Veränderung!““
Für die Entwicklung der Innenstädte wirkt die Corona-Krise wie ein Brennglas. Schon vor der Pandemie wurde der Wandel des Einzelhandels auch in Aachen intensiv diskutiert. Wie verändert Fokussierung auf Online-Shopping das Verhalten und die Bedürfnisse von Bürger- und Besucher*innen? Wie verändert es Einkaufsstraßen und Fußgängerzonen? Mit welchen Charakterzügen punktet eine attraktive City heute und in Zukunft? Welche Probleme müssen dringend angepackt werden? Und welche Herausforderungen entstehen, wenn sich gleichermaßen die Arbeitswelt etwa durch zunehmendes Homeoffice und das Freizeitverhalten der Menschen ändern.
Mit der Stadtgesellschaft Lösungen finden
Die RWTH Aachen erforscht dieses komplexe Themenfeld nun in enger Kooperation mit der Stadt Aachen im Rahmen des Projekts „Post-Corona-Stadt: Ideen und Konzepte für die resiliente Stadtentwicklung“. Das Ziel lautet, praktische Lösungsansätze vor Ort zu finden. Wie sieht unsere Innenstadt von morgen aus? Was können wir heute schon tun, um hochwertige Aufenthaltsräume und ansprechende Orte in der City zu schaffen? Welche Chancen und Potenziale stecken in den Herausforderungen, die uns die aktuelle Corona-Lage beschert?
Das interdisziplinär aufgestellte Aachener Wissenschafts- und Stadtteam gehört zu einem von 13 Projekten, die deutschlandweit ausgewählt worden sind. Insgesamt 222 Bewerbungen waren bei der Nationalen Stadtentwicklungspolitik – einer Gemeinschaftsinitiative von Bund, Ländern und Kommunen – eingegangen. Der Bund fördert den gesamten Projektaufruf mit 3,5 Millionen Euro. 350.000 Euro fließen davon nun nach Aachen.
Für Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen ist die intensive, fachlich fundierte Auseinandersetzung mit der Innenstadt entscheidend für die künftige Entwicklung Aachens. „Wir stehen vor enormen Herausforderungen. Es ist zu erwarten, dass sich der Leerstand von Geschäftslokalen, den wir in Teilen der Innenstadt bereits vor Corona registriert haben, durch die kräftezehrende Bewältigung der Pandemie weiter verschärft. Wir müssen jetzt gute Ansätze finden, wie wir unsere Aachener Innenstadt von morgen gemeinsam gestalten wollen!“, betont die OBin und sagt weiter: „Diesen Weg nun gemeinsam mit unserer starken Partnerin RWTH zu beschreiten, neue Perspektiven für eine resiliente – also eine robuste – Stadtentwicklung aufzuschlagen, stimmt mich zuversichtlich, dass wir diese Mammutaufgabe meistern.“ Die Stadt profitiere an vielen Stellen von der Zusammenarbeit mit den Hochschulen – umgekehrt gelte dies ebenso. „Dieses Pfund müssen wir auch beim Umbau der Post-Corona-Stadt ausspielen. Ebenso setzen wir natürlich auf das Know-how und Engagement der Expert*innen des Alltags, unserer Bürgerinnen und Bürger“, verspricht Sibylle Keupen, das Thema auch in einem intensiven öffentlichen Diskurs zu verankern. „Nur mit einem starken Gemeinsinn schaffen wir diese Veränderung!
RWTH-Rektor Rüdiger: „Wandel bewusst gestalten!“
RWTH-Rektor Ulrich Rüdiger erklärt dazu: „Die Pandemie hat unser Leben gravierend verändert, die Auswirkungen dieser Ausnahmesituation werden wir noch lange spüren. Die Veränderungen betreffen uns an der Hochschule – etwa im Bereich Lehre und Prüfungswesen –, sie werden aber auch in den Städten und in unserem Zusammenleben sichtbar sein. Wir sollten sie als Chance begreifen. Gemeinsam mit den städtischen Akteurinnen und Akteuren möchte die RWTH den Wandel bewusst gestalten und durch unser wissenschaftliches Know-How zu einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung beitragen.“
Der bundesweite Projektaufruf war in drei Themenfelder aufgefächert:
- Solidarische Nachbarschaft und Wirtschaften im Quartier
- Öffentlicher Raum, Mobilität und Stadtstruktur
- Integrierte Stadtentwicklungsstrategien unter Berücksichtigung von Resilienzaspekten
Der Antrag aus Aachen war im Themenfeld 1 „Solidarische Nachbarschaft und Wirtschaften im Quartier“ erfolgreich. Unter dem Titel „ACademie für kollaborative Stadtentwicklung“ sollen mit dem Pilotprojekt nun neue Lösungsansätze zur Stärkung der Stadt- und Quartiersstrukturen erprobt werden. Um die Innenstadt als Herzstück Aachens für die Zukunft fit zu machen, entwickelt das Projekt neue Allianzen zwischen Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung, Forschenden und Studierenden.
Professorin Agnes Förster von der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen sagt: „Wir möchten als interdisziplinäres Team gemeinsam mit vielen Akteuren unserer Stadt Möglichkeiten schaffen, Innenstadt neu zu gestalten. Dazu benötigen wir nicht nur neue Konzepte, sondern auch neue Geschichten und Bilder in den Köpfen. Wir verstehen das als offenen Prozess, in dem auch unsere Studierende eine wichtige Rolle spielen werden. Der Dialog mit Eigentümer*innen, Nutzer*innen und einem weiten Kreis von Interessierten ist für das Projekt ein ganz wesentlicher Baustein.“
„ACademie“ startet im Mai 2021
Das Projekt bietet allen Akteur*innen in der Aachener Innenstadt die Möglichkeit, neue tragfähige Konzepte zu entwickeln und auch zu erproben. Im Fokus sollen alltagstaugliche Nutzungen und neue Mischungen aus Wohnen, Arbeiten, Bildung, Nachbarschaft, Kultur stehen. Räumlich im Fokus steht die Innenstadt innerhalb des Grabenrings zzgl. angrenzender, von Handel geprägter Übergangsbereiche. Im Rahmen des Projekts werden neuartige Planungswerkzeuge entwickelt. So sollen in einer digitalen Plattform Raumangebote, interessierte Akteure und Nutzungsideen erfasst und neu verknüpft werden. In heute schon leerstehenden Ladenlokalen sollen Ad-hoc-Lösungen entwickelt und getestet werden. Es ist außerdem geplant, eine Mitmachzentrale, betrieben von Studierenden, einzurichten. All dies dockt an etablierte Formate und Projekte der Stadt Aachen an, die sich bereits seit längerem mit den drängenden Fragen des Strukturwandels in der Innenstadt beschäftigen.
Das Projekt startet voraussichtlich im Mai 2021. Erste öffentliche Formate im Rahmen der „ACademie für kollaborative Stadtentwicklung“ sind für den Spätsommer 2021 geplant. Das Projektende ist aktuell für den Herbst 2023 vorsehen.
Das Projektteam:
RWTH Aachen: Prof. Agnes Förster und Anne-Julchen Bernhardt sowie Prof. Jan Polívka, Fakultät für Architektur (Fak2), gemeinsam mit Prof. Carmella Pfaffenbach, Fakultät Georessourcen und Materialtechnik (Fak5), und Prof. Tobias Kuhnimhof, Fakultät Bauingenieurwesen (Fak 3). Einbindung RRI Hub (Responsible Research and Innovation Hub).
Stadt Aachen: Das Dezernat III Stadtentwicklung, Bau und Mobilität (Beigeordnete: Frauke Burgdorff) mit dem Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und Mobilitätsinfrastruktur, dem Fachbereich Bauaufsicht und dem City-Management der Stadt Aachen sowie das Dezernat VI Wohnen, Soziales und Wirtschaftsförderung (Beigeordneter: Prof. Manfred Sicking) mit dem Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung und Europa, dem Fachbereich Immobilienmanagement und dem Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration.
Die Projektpartner RWTH und Stadt Aachen planen darüber hinaus im Rahmen der „ACademie für kollaborative Stadtentwicklung“ eine Zusammenarbeit mit der Stadtgesellschaft und der Wirtschaft vor Ort.
Weitere Infos finden Sie auf der Homepage des Bundesinnenministeriums.
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